Holzfeuchte – Berechnung, Messung, Auswirkungen

Collage mit einem Feuchtemessgerät für Holz und geschädigten Holzleisten

Ratgeber Holzfeuchte Grundlagen

Der Holzfeuchte kommt eine entscheidende Bedeutung zu, wenn es um die Qualität und Haltbarkeit von Holzprodukten geht. In dem vorliegenden Ratgeber möchten wir Ihnen die Relevanz der Holzfeuchte für Heimwerker und Bauprojekte erläutern sowie einen grundlegenden Überblick über das Thema geben. Zu den Schwerpunkten gehören die Aspekte: Holzfeuchte messen, Holzfeuchte berechnen, Auswirkungen von zu hoher Holzfeuchtigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Holzfeuchte – eine erste Annäherung

Die Holzfeuchte bezeichnet den Wassergehalt im Holz. Dieser wird in Prozent angegeben und bezieht sich üblicherweise auf das Trockengewicht des Holzes.

Holzfeuchte berechnen – ein Beispiel:

Ein Holzbrett wiegt im trockenen Zustand 10 kg und im feuchten Zustand 13 kg.

Die Holzfeuchte beträgt dann 30 %.

Berechnung:

(13 kg – 10 kg) : 10 kg x100 = 30 %

Warum ist die Holzfeuchte wichtig?

Die Holzfeuchte ist ein entscheidender Faktor für die Qualität und Haltbarkeit von Holzprodukten. Da Holz hygroskopisch ist – d. h. es nimmt Feuchtigkeit aus der Luft auf oder gibt sie an die Atmosphäre ab, bis ein Gleichgewichtszustand vorliegt – können leichte Schwankungen in Bezug auf die Holzfeuchte immer vorkommen.

Ein geringes Quellen und Schwinden gehören zu Holz als natürlichem Material dazu.

Erhebliche Veränderungen der Atmosphäre jedoch führen zu Auffälligkeiten bei den physikalischen Eigenschaften des Holzes, hierzu zählen:

Formstabilität 

Eine Umgebung mit hohem Feuchtigkeitsgehalt lässt Holz aufquellen, während eine niedrige Feuchtigkeit es schrumpfen lässt. Diese Volumenänderungen können Verformungen, Risse und strukturelle Instabilität verursachen. Insbesondere bei Bauteilen wie Türen, Fenstern oder Bodenbelägen führt dies ggf. zu Funktionsstörungen und optischen Mängeln.

Festigkeit 

Die mechanischen Eigenschaften von Holz, wie Festigkeit und Elastizität, hängen stark von der Holzfeuchte ab. Nur bei einem optimalen Feuchtigkeitsgehalt werden eine maximale Tragfähigkeit und Stabilität erreicht. Zu feuchtes Holz ist zudem anfälliger für Pilz- und Schädlingsbefall, was die Festigkeit weiter beeinträchtigt.

Verarbeitbarkeit

Die Holzfeuchte beeinflusst außerdem die Bearbeitbarkeit des Materials. Holz mit einer zu hohen oder zu niedrigen Feuchte lässt sich schwerer schneiden, hobeln oder verleimen. Dies hat negative Effekte auf die Effizienz und Qualität handwerklicher Arbeiten.

Langfristige Haltbarkeit

Eine gewissenhafte Prüfung der Holzfeuchtewerte vor und beim Einbau ist von essenzieller Bedeutung, um die Langlebigkeit von Holzprodukten zu gewährleisten. Ein optimaler Feuchtegehalt im Holz minimiert nämlich das Risiko von Schäden durch Feuchtigkeitsschwankungen und trägt dazu bei, die optischen und strukturellen Eigenschaften des Holzes langfristig zu erhalten.

Wie hoch darf die Holzfeuchte sein?

Der optimale Holzfeuchtewert hängt nun von dem Anwendungsbereich des gewählten Holzes ab. Bei der Holz-Nutzung im Innenbereich sollte die Holzfeuchte zwischen 8 und 12 Prozent liegen, während sie im Außenbereich oder bei Bauholz höher sein darf. Man spricht hier von etwa 12 bis 18 %.

Exkurs: Denken Sie diesbezüglich bitte auch an die DIN 18334.

Sie definiert Anforderungen und Richtlinien für den Holzbau und ist Teil der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen. Ziel der Norm ist eine fachgerechte Durchführung von Holzbauarbeiten nach einheitlichen Standards.

Die folgenden Themen ergeben sich in Bezug auf die Holzfeuchte aus der DIN 18334:

  • Anforderungen an die Holzfeuchte (Innenräume / Außenbereiche)
  • Trocknung und Lagerung
  • Messung der Holzfeuchte (vor und während der Verarbeitung)
  • Konstruktive Maßnahmen (ausreichende Belüftung und wenig Berührungspunkte mit Feuchtigkeit)
  • Qualitätssicherung und Dokumentation (regelmäßige Kontrollen, Dokumentation)

Wie misst man Feuchtigkeit im Holz?

Die Holz Feuchte kann mit verschiedenen Methoden bestimmt werden, man unterscheidet grundsätzlich direkte und indirekte Verfahren.

Welche Methode man wählt? Das hängt von den spezifischen Anforderungen an die Messung ab, wie der gewünschten Genauigkeit des Ergebnisses, dem erforderlichen Zeitaufwand sowie der (Nicht-)Weiterverwendbarkeit des Probenholzes.

Direkte Methoden

Bei der direkten Methode misst man den tatsächlichen Wassergehalt im Holz durch physikalische oder chemische Prozesse. Am bekanntesten ist die sehr zuverlässige und präzise Darrmethode.

Exkurs Holzfeuchte messen: Darrmethode

Bei der sogenannten Darrmethode ist die Vorgehensweise wie folgt:

Schritt 1: Zunächst wird eine Holzprobe gewogen.

Schritt 2: Diese trocknet man in einem Ofen bei einer gleichbleibenden Temperatur von zumeist 103 ± 2 °C.

Schritt 3: Nach Erreichen eines konstanten Trockengewichts steht erneut eine Gewichtsermittlung an.

Bitte bedenken Sie, dass diese Methode recht zeitaufwendig sein kann und die eingesetzte Holzprobe nach der Trocknung nicht mehr zu gebrauchen ist.



Indirekte Methoden

Mithilfe indirekter Methoden lässt sich die Holzfeuchte anhand von physikalischen Eigenschaften des Holzes schätzen. Diese sind schneller als die Darrmethode und die eingesetzte Holzprobe ist auch weiterhin verwendbar.

Beispiele für indirekte Methoden zur Bestimmung der Holzfeuchte:

- Elektrische Widerstandsmessung (mit zwei Elektroden)

- Kapazitive Messung (mit einem Sensor zur Messung der elektrischen Kapazität)

- Mikrowellen- oder Hochfrequenzmethoden (mit Mikrowellen- bzw. Hochfrequenzsignalen)

 

Wir gehen an dieser Stelle nicht weiter auf die einzelnen Methoden zur Bestimmung der Feuchtigkeit im Holz ein und wenden uns der handelsüblichen Vorgehensweise für den Hausgebrauch zu, denn als Heimwerker fragen Sie sich sicherlich: Wie kann ich die Feuchtigkeit im Holz messen? – Und das ohne großen Aufwand und direkt bei mir vor Ort!

Hier wird sicherlich der Einsatz eines Feuchtemessgeräts die einfachste und zügigste Lösung sein. Dieses eignet sich auch, um bereits verbaute Hölzer auf ihren Feuchtigkeitsgehalt hin zu untersuchen und gibt Werte bis zu 50 % Holzfeuchte an.

HolzLand-Tipp: Feuchtemessgeräte besitzen viele unserer HolzLand-Partner, sodass Sie vor Ort nur nach diesem Service zu fragen brauchen, um eine professionelle Feuchtigkeitsermittlung anzustoßen.



Exkurs: Unterschied zwischen Holzfeuchte und Luftfeuchtigkeit

Vielen wird klar sein, dass es sich bei der Holzfeuchte und Luftfeuchtigkeit um unterschiedliche Werte handelt.

Wer vom Wassergehalt im Holz spricht, meint damit die Holzfeuchte.

Die Luftfeuchtigkeit nimmt Bezug auf den Wasserdampfgehalt in der Luft.

Warum ist dies wichtig?

Beide genannten Werte stehen in direktem Zusammenhang und beeinflussen sich gegenseitig. Voraussetzung hierfür: die Hygroskopizität von Holz (Wasseraufnahme aus der Luft bzw. Wasserabgabe an die Luft bis Holz eine Ausgleichsfeuchte erreicht).

Nachfolgend zeigen wir das Wechselspiel von Umweltbedingungen und ihren Folgen für die Holzfeuchte:

  • Hohe Luftfeuchtigkeit → Feuchtigkeitsaufnahme
  • Niedrige Luftfeuchtigkeit → Feuchtigkeitsabgabe
  • Konstante Luftfeuchtigkeit → Ausgleichsfeuchte*

Ebenso sind Temperaturen und jahreszeitliche Schwankungen zu bedenken:

  • Temperatur → höhere Temperaturen = erhöhte Feuchtigkeitsaufnahme (Luft)
  • Saisonale Veränderungen → Luftfeuchtigkeit schwankt

*Hierzu finden Sie mehr Informationen in dem Ratgeber-Beitrag Holzfeuchte – Glossar.

Folglich kommt den genannten Aspekten eine große Relevanz zu hinsichtlich Lagerung, Verarbeitung, Nutzung und Einbau von Holzprodukten.

Beachten Sie daher unbedingt die Bedingungen der Umgebung sowie die Eigenschaften des von Ihnen gewählten Holzes. Hierzu mehr im Ratgeber Holzfeuchte – Holz lagern, trocknen, verarbeiten, reparieren.

Einfluss der Holzfeuchte auf Holzprodukte

Sie interessieren sich für die optimalen Holzfeuchte Werte bestimmter Produkte sowie die Einflussnahme des Feuchtigkeitsgehalts auf gezielte Holzsortimente? In diesem Abschnitt erhalten Sie einen Überblick über gängige Holzplatten und Bauhölzer sowie die Auswirkungen einer zu hohen bzw. zu niedrigen Holzfeuchte.

Holzplatten: Auswirkungen zu hoher oder niedriger Holzfeuchte

Die Holzfeuchte hat bei Holzplatten einen erheblichen Einfluss auf die Struktur und Verarbeitbarkeit. Nachfolgend sind die Auswirkungen von Feuchtigkeit auf Holzplatten an einigen Beispielen dargestellt:

Leimholzplatten 

Eine zu hohe Holzfeuchte kann bei Leimholzplatten schnell Verformungen und Risse begünstigen (Holzfeuchte beträgt in der Regel 8 bis 12 %). Für eine gleichmäßige Oberfläche und Stabilität ist ein korrekter Feuchtigkeitsgehalt von größter Wichtigkeit.

Spanplatten

Spanplatten bestehen aus verleimten Holzspänen. Eine zu hohe Feuchte hat negativen Einfluss auf die Haltbarkeit des Leims, was die Festigkeit und Lebensdauer der Platten erheblich beeinträchtigt. Eine zu niedrige Feuchte macht Holz spröde und brüchig.

Sperrholzplatten und Multiplexplatten 

Sowohl Sperrholzplatten (Holzfeuchte in der Regel 8 bis 12 %) als auch Multiplexplatten (Holzfeuchte in der Regel 8 bis 12 %) sind aus mehreren, miteinander verleimten Schichten dünner Holzfurniere gefertigt. Eine hohe Feuchtigkeit kann die Verleimung beeinflussen, was zu der Ablösung einzelner Plattenschichten führen könnte. Vor der Verklebung der einzelnen Schichten optimal getrocknetes Holz sorgt für eine feste, stabile Verbindung zwischen den einzelnen Platten-Elementen.

OSB-Platten 

Oriented Strand Board (OSB) fertigt man aus großen, verleimten Holzspänen (Holzfeuchte in der Regel 9 ± 3 %). Eine unzureichende Prüfung der Holzfeuchte schwächt die Platten, die Verbindungen beeinträchtigen und für eine geringere Belastbarkeit sorgen.

 

Zusammengefasst ist für alle genannten Produkte eine kontrollierte Holzfeuchte extrem bedeutsam. Nur so sind zuverlässige Formstabilität und Festigkeit sowie eine optimale Verarbeitbarkeit gewährleistet.

Im Vorfeld gelten die richtige Lagerung und Trocknung als unerlässlich, um eine langfristige Haltbarkeit und Qualität zu sichern – dies ist natürlich auch für Massivholz sowie Konstruktionshölzer für den Außeneinsatz zu berücksichtigen:

Massivholz: Bedeutung von zu hoher bzw. niedriger Holzfeuchte

Die Holzfeuchte spielt eine zentrale Rolle bei der Formstabilität von Massivholz. Zu hohe Feuchte bedingt Quellung und Verformungen, während zu niedrige Feuchte Schrumpfungen und Rissbildungen verursacht. Die richtige Feuchte ist wichtig für die mechanische Bearbeitung und Verleimung, um stabile und langlebige Holzprodukte zu erhalten.

Beispielhaft sei hier auf KVH und BSH eingegangen:

KVH (Konstruktionsvollholz) 

KVH wird speziell für tragende Konstruktionen verwendet und unterliegt strengen Vorgaben beim Thema Holzfeuchte (in der Regel 15 ± 3%). Diese stellen sicher, dass das Holz formstabil bleibt und seine Festigkeitseigenschaften beibehält. Zu hohe Feuchte kann die Tragfähigkeit beeinträchtigen und zu Verformungen führen, während zu niedrige Feuchte sprödes Holz und Risse zur Folge hat.

BSH (Brettschichtholz) 

BSH besteht aus verleimten Holzlamellen und erfordert eine präzise Kontrolle der Holzfeuchte (in der Regel 10 bis 12 %), um die Verleimung und die strukturelle Unversehrtheit zu gewährleisten. Eine optimale Holzfeuchte sorgt dafür, dass die Klebstoffe gut haften und die Lamellen sich nicht voneinander lösen. Dies ist entscheidend für die hohe Tragfähigkeit (auch über größere Distanzen) und Formstabilität von Brettschichtholz, die es zu einem bevorzugten Material im modernen Holzbau macht.

 

Gartenkonstruktionsholz: Relevanz von hoher und niedriger Holzfeuchte

Gartenkonstruktionsholz ist den äußeren Elementen ausgesetzt und muss daher besonders sorgfältig auf die richtige Holzfeuchte abgestimmt sein. Nur so sind Haltbarkeit und Funktionalität gesichert.

Formstabilität bei Gartenkonstruktionsholz

Gartenkonstruktionsholz muss eine Feuchte aufweisen, die den Umgebungsbedingungen entspricht. Zu hohe Holzfeuchte hat Quellungen zur Folge, während zu niedrige Feuchte Schrumpfungen und Rissbildungen herbeiführt. Diese Formveränderungen können sich auf Struktur und Optik auswirken.

Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse 

Um das Holz widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit, Regen und Schnee zu machen, ist eine regelmäßige Kontrolle der Holzfeuchte während der Trocknung unerlässlich. Optimal getrocknetes Gartenholz hat eine verbesserte Resistenz gegen Fäulnis und Schimmelbefall, was sich positiv auf die Langlebigkeit auswirkt.

Verarbeitbarkeit von Konstruktionsholz für den Garten

Bearbeitung und Installation von Gartenkonstruktionsholz sind ebenso von der richtigen Holzfeuchte abhängig. Zu feuchtes Holz verzieht sich oder reißt beim Trocknen, was enorme Schwierigkeiten bei der Passgenauigkeit mit anderen Holzelementen bedingen kann. Auch strukturelle Schwächen gelten als Folge einer erhöhten Feuchtigkeit.

Pflege und Wartung von Konstruktionsholz im Außenbereich 

Gartenkonstruktionsholz mit der richtigen Holzfeuchte benötigt weniger intensive Pflege und Wartung. Es bleibt formstabil und widerstandsfähig, was die Intervalle zwischen Schutzanstrichen und anderen Wartungsarbeiten verlängert.

Holzfeuchte berechnen & messen, Auswirkungen von Holzfeuchte: Fazit & Ausblick

In dem vorliegenden Ratgeber haben wir die Basics rund um das Thema Holzfeuchte aufgezeigt. Hierbei standen die Messung der Holzfeuchte sowie die Berechnung des Feuchtigkeitsgehalts im Holz im Mittelpunkt, aber auch die Auswirkungen von zu hoher/niedriger Holzfeuchte wurden beleuchtet.

Wenn es nun um die praktische Annäherung geht, zum Beispiel die korrekte Lagerung und Trocknung, praktische Tipps für den Alltag oder das Ausbessern von feuchtebedingten Schäden verweisen wir auf unseren Ratgeber Holzfeuchte – Holz lagern, trocknen, verarbeiten, reparieren.

Übrigens: Sie interessieren sich für die Messung der Holzfeuchte? Sprechen Sie die HolzLand Fachhändler an. Sie verfügen oftmals über Feuchtemessgeräte und unterstützen Sie bei Fragen!


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