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Bauphysik: Tauwasser & Kältebrücken


Ratgeber Bauphysik: Tauwasser & Kältebrücken vermeiden

Wenn man das Wort „Bauphysik“ hört, mag dies nach langweiliger Theorie klingen, doch tatsächlich geht es um reale Phänomene in der Praxis! Als Haus- und Wohnungsbesitzer ist es hilfreich, die Hintergründe zu verstehen, welche Bauschäden zugrunde liegen können. So weiß man als Laie zwar, dass Feuchtigkeit in der Bausubstanz schädliche Konsequenzen haben kann – doch wieso kommt es zur Wasserbildung an Bauteilen? Was haben Kältebrücken damit zu tun, wie lassen sich diese identifizieren und vermeiden? Unser Ratgeber gibt verständliche Antworten!

Unsere Themen im Ratgeber

Wasserbildung an Bauteilen

Oftmals kann man das Gefühl haben, dass sich Feuchtigkeit „aus dem Nichts“ bildet – und dies ist tatsächlich der Fall, wenn man dieses „Nichts“ mit der Raumluft gleichsetzt. Diese ist nämlich mit Feuchtigkeit gesättigt – auch, wenn man diese nicht sieht. Die Quelle dieser Feuchtigkeit kann zum Beispiel der Wasserdampf beim Kochen sein. Er gelangt aber auch durch Waschen, Baden und Duschen in die Luft, durch Schwitzen (man denke an die Umkleidekabine nach dem Sportunterricht!) oder ganz schlicht durch unser Atmen. Tatsächlich brauchen wir sogar einen gewissen Grad an Luftfeuchtigkeit, um uns wohlzufühlen.

Ein Richtwert sind 50 % relative Raumluftfeuchte. Die „relative“ Luftfeuchte zeigt an, wie viel Platz für Wasserdampf noch in der Luft vorhanden ist. Erreicht diese 100 % (den Taupunkt), kann sie keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen (dazu gleich mehr). Die Luftfeuchtigkeit lässt sich übrigens ganz einfach mit entsprechenden günstigen Geräten aus dem Handel messen.

Warum bildet sich Kondenswasser?

Bei der Feuchtigkeit, welche sich aus der Luft sichtbar niederschlägt, spricht man von „Kondensat“. Aber warum kommt es zu dieser Wasserbildung? Der Grund ist die Lufttemperatur – wenn diese fällt, sinkt auch das Aufnahmevermögen für Feuchtigkeit. Einfach formuliert: Kühlt sich warme, feuchtegesättigte Luft ab, kann sie die Feuchtigkeit nicht mehr binden und es bildet sich Kondenswasser. Bei Innenräumen sind es oftmals (zu) kalte Wände aufgrund einer schlechten Wärmedämmung. Sicherlich hat jeder schon von „feuchten Wänden“ bei Wohnobjekten gehört und den damit verbundenen Problemen wie einer Schimmelbildung!

Taupunkte in Bauteilen

Tückisch ist auch, wenn sich feuchte Luft nicht nur an den Innenwänden niederschlägt, sondern durch Bauteile wandert (etwa, wenn die Gebäudehülle nicht luftdicht ist). Das physikalische Phänomen der Konvektion bedeutet hier, dass der Wasserdampf durch eine Luftströmung von warm nach kalt transportiert wird und sich dort niederschlägt, wo ein Taupunkt erreicht wird.

Konvektion muss man nun noch von Diffusion unterscheiden. Letztere bedeutet den (typischerweise langsamen) Vorgang, bei dem sich die Konzentration an Teilchen immer mehr ausgleicht. In unserem Beispiel bedeutet dies: Viel Wasserdampf in der Luft, wenig in der Wand – also schlägt sich dort langsam Feuchtigkeit nieder und bewegt sich auch durch feste Bauteile hindurch, wenn diese „diffusionsoffen“ sind (zum Beispiel durch Lehm, aber nicht durch Stahl!).

Dieser Prozess ist aus bautechnischer Sicht in der Regel eher unproblematisch. Eingesetzt werden in diesem Zusammenhang zunehmend Dampfbremsen (welche die Diffusion verringern) statt Dampfsperren. Das größere Problem ist in der Regel Konvektion aufgrund einer mangelhaften Luftdichtigkeit. Deshalb ist auch eine luftdichte, aber diffusionsoffene Gebäudehülle kein Widerspruch!

Übrigens: Wenn Sie viel Holz verbaut haben (etwa Holzböden und Profilbretter als Wandverkleidung), besteht die Möglichkeit, dass dieses die Luftfeuchtigkeit zu regulieren hilft. Als „hygroskopisches“ Material kann Holz überschüssige Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und bei Trockenheit wieder abgeben. Allerdings stößt dieser Mechanismus an seine Grenzen, wenn dauerhaft eine zu hohe oder niedrige Luftfeuchtigkeit herrscht. Permanent trockene Luft führt zum Zusammenziehen des Holzes und eventuell werden Risse hervorgerufen.

Fensterrahmen und Zargen

Bei der Verwendung von Bauelementen mit hoher Dämmwirkung sind oftmals Türrahmen (Zarge) und Fensterrahmen besonders kalt und es schlägt sich hier Feuchtigkeit nieder. Deshalb sollte man mit einer ausreichenden Innentemperatur dagegenwirken, damit der Taupunkt nicht erreicht wird. Hierbei ist immer das Zusammenspiel zwischen relativer Luftfeuchte und Temperatur zu beachten. Zur Erinnerung: Sinkt die Temperatur, sinkt auch das Vermögen der Luft, Wasserdampf zu binden.

Kältebrücken bzw. Wärmebrücken

Beide Begriffe bezeichnen schlussendlich dasselbe, Wärmebrücke ist der Fachausdruck. Sie stellen die Schwachstellen der Hausdämmung dar, wo Wärme besonders leicht entweichen kann – mehr als an anderen Stellen. Klassischerweise liegen Wärmebrücken an Stellen, wo zwei verschiedene Bauteile aufeinandertreffen. Dieser Übergang ist immer knifflig und manche Wärmebrücken sind tatsächlich unvermeidbar. So bildet die Ecke eines Hauses eine typische Wärmebrücke, da deren Außenseite eine größere Fläche hat als von innen gesehen. Deshalb treten Schimmelschäden gerne in Ecken auf!

Typische Schwachpunkte sind auch Fensterkonstruktionen bzw. deren Anschlüsse. Die Fensterlaibungen müssen besonders sorgfältig gedämmt werden – insbesondere, wenn es eine Innen- und Außenlaibung gibt! Auch, wenn Bauteile mit unterschiedlicher Dämmwirkung bzw. Wärmeleitfähigkeit nebeneinanderliegen, stellt dies eine Wärmebrücke dar (zum Beispiel Dachsparren neben einer Zwischensparrendämmung). Konstruktionsbedingt ist es problematisch, wenn außenliegende Bauteile nicht vom Innenbereich abgetrennt sind und so ständig einen Abfluss von Wärmeenergie erlauben (etwa bei Balkonkonstruktionen). Das Dach ist ebenso ein „kritischer Bereich“ wie der Boden oberhalb des Kellers.

Sind Wärmebrücken Baumängel?

Eine Wärmebrücke kann man nicht automatisch mit „Pfusch am Bau“ gleichsetzen. Manche sind unvermeidbar (etwa die „geometrische“ Wärmebrücke der Hausecke – wie oben beschrieben). Bei typischen Schwachstellen wie Fensterlaibung und Fensterbank muss der Handwerker entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Kommt es später zu Schäden, etwa durch Tauwasserbildung, wird der Sachverständige in der Regel einschätzen, ob es sich um eine mangelhafte Montage handelt.

Übrigens: Stammen Mängel aus der Vergangenheit, als man noch nach anderen Baustandards gearbeitet hat, kann man gegen diese nicht rechtlich vorgehen (zum Beispiel als Mieter). Bei typischerweise ungedämmten Gebäuden aus den 60er und 70er Jahren beispielsweise waren Wärmebrücken der Standard!

Wie kann ich Wärmebrücken erkennen?

Oftmals können Sie schon mit bloßer Hand Wärmebrücken identifizieren. An kalten Tagen ist an einer Wärmebrücke ein Luftzug festzustellen. Alternativ haben Sie die Möglichkeit, mit einem Thermometer bzw. Infrarotthermometer die Temperatur an bestimmten Punkten zu prüfen – ist sie deutlich kälter als die Raumtemperatur, lässt dies auf eine Wärmebrücke schließen!

Wenn Sie professioneller vorgehen möchten, nutzen Sie am besten eine Infrarotwärmekamera (bei kalter Witterung). Die unterschiedlichen Farben des Wärmebilds lassen Sie schnell die Schwachstellen finden. Gleichzeitig können so direkt größere Flächen begutachtet werden, statt punktuell zu prüfen. Helle Farben auf dem Wärmebild dokumentieren besonders ausgeprägte Wärmebrücken.

Je nach Wärmebrücke bieten sich unterschiedliche Lösungen an – manche einfach, manche mit viel Aufwand verbunden. Oftmals ist es eine Abwägung zwischen Zeit- und Kostenaufwand, Ertrag und vorhandenen Mitteln. Verschiedene Dämmmaßnahmen, eine Fußbodendämmung, Verbesserung der Fensterdichtungen…

Viele HolzLand-Partner vor Ort geben wertvolle Tipps zum Thema Dämmung und führen auch entsprechende Produkte von Böden und Türen bis zu Dämmstoffen!

Weiterführende Links:
- Ratgeber "Bauphysik: richtig lüften"
- Ratgeber "Bauphysik: Wärmedämmung & Hitzeschutz"


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