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Konstruktiver Holzschutz für Holzfassaden


Konstruktiver Holzschutz für Holzfassaden

Eine Wandverkleidung aus Holz kann bei Wahl der geeigneten, qualitativ passenden Hölzer und bei fachgerechter Montage sehr lange halten und steht einer Fassade aus Stein und Putz in nichts nach. 80 Jahre Lebensdauer und mehr sind kein ungewöhnlicher Zeitraum.

Gerade regenreiche und raue Regionen wie das Voralpenland, der Harz oder auch die Nordseeküste werden seit Jahrhunderten geprägt von zahlreichen Häusern mit Holzfassade; auch in Skandinavien wird (noch) viel mehr als hierzulande mit Holz gebaut.

Kurzum: Die Holzfassade bildet eine attraktive Variante der Fassadenverkleidung – ökologisch wertvoll, optisch ansprechend und sehr langlebig. Um die Dauerhaftigkeit der Fassade zu sichern, gibt es zwei Faktoren: die fachgerechte Konstruktion, welche vor Schäden schützt, und die fortlaufende Pflege bzw. Wartung.

An dieser Stelle betrachten wir den sogenannten „konstruktiven Holzschutz“. Nur, wenn die Fassade dessen „Gesetzen“ folgt, haben spätere Pflegemaßnahmen überhaupt eine Basis, um Erfolg zu haben.

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Holzschutz für die Fassade: unsere Themen

Wichtige Hinweise für die Konstruktion

Eine Holzfassade wird in der Regel als „vorgehängt hinterlüftete Fassade“ konstruiert (abgekürzt: VHF). Diese Art der Konstruktion – ausführlich beschrieben in unserem Einsteiger-Ratgeber Holzfassade – schützt Fassadenverkleidung und Gebäude vor Feuchtigkeitsschäden und lässt sich vergleichsweise einfach montieren.

Der Vorteil: Sogar als durchschnittlich geübter Heimwerker kann man dieses Projekt gut meistern. Die Fassadenverkleidung aus Holz und das Gebäude sind konstruktiv getrennt. Der knapp 4 cm schmale Zwischenraum – oben und unten offen – sorgt für eine ständige Belüftung. Dadurch wird Feuchtigkeit zuverlässig vermindert.

Belastung durch Schlagregen

Die Ableitung von Feuchtigkeit ist aus vielerlei Hinsicht sinnvoll. Anhaltende Nässe kann nicht nur zu Schäden an der Holzkonstruktion führen, weil sie die Ansiedlung von holzzerstörenden Organismen fördert. Wenn auch die Hauswand konstant durchfeuchtet wird – etwa durch Schlagregen (Niederschläge bei starkem Wind) – kann die Feuchtigkeit sogar ins Innere gelangen. Dies führt dann zu Schimmelbefall, einem unangenehmen Raumklima und zu Schäden an der Bausubstanz.

Wie stark die Belastung durch Schlagregen ist, richtet sich nach den örtlichen Niederschlagsmengen, Windaufkommen, aber auch der jeweiligen Lage eines Gebäudes im Hinblick auf die typischen Windrichtungen.

Schutz vor Feuchtigkeit auf drei Ebenen

Durch das Ausschalten des „Holzfeindes Nummer 1“ hat Ihre Holzfassade bereits perfekte Voraussetzungen für eine lange Lebensdauer. Auch das Gebäude selbst profitiert von dem Feuchteschutz. Durch eine zusätzliche wasserableitende Schicht ist das Haus gleich dreifach vor Feuchtigkeit geschützt: die Verkleidung außen, der durch den Kamineffekt zuverlässig hinterlüftete Zwischenraum sowie eine diffusionsoffene Winddichtbahn.


Bild: Haben sich bei vielen Fassadenbekleidungen bewährt – kreuzweise montierte Grundkonstruktionen aus Holz. Darauf wird die Traglattung befestigt.
 

Integration einer Wärmedämmung

Zusätzlich zu den oben genannten Ebenen lässt sich sehr gut eine Wärmedämmung integrieren. Die Unterkonstruktion aus Holzlatten – im rechten Winkel zu den Fassadenprofilen – kann ganz einfach durch Dämmelemente in den Zwischenräumen ergänzt werden. Hier sind verschiedene Materialien möglich: Mineralwolle, aber auch ökologische Dämmstoffe auf Basis von Jute und Hanf oder Holzfaserdämmplatten.

Vorteil der Naturdämmstoffe: Sie leiten Feuchtigkeit durch ihre Kapillarwirkung besser ab und sorgen gleichzeitig im Sommer für einen erhöhten Hitzeschutz.

Unser Tipp: Die Kombination von Holzfassade und Dämmung ist nahezu immer vorteilhaft – sie bewirkt ein besseres Innenraumklima, reduziert Energiekosten, leistet dadurch einen Beitrag zum Klimaschutz... – und wird in der Regel auch staatlich gefördert als energetische Sanierungsmaßnahme!

Konstruktiver Holzschutz rundum

Ein dauerhaftes Holz

Bei der Konstruktion der Holzfassade ist es zuerst wichtig, die passenden Bretter oder Profile auszuwählen. Beim Holz kommt es auf eine dauerhafte Holzart an. Fichte ist ein solider Einstieg, Douglasie oder Lärche bieten eine noch bessere Langlebigkeit. Absolute Spitzenklasse ist die Fassade aus Thermoholz: extrem dauerhaft und dabei mit einer reizvollen dunklen Optik, die aber nur durch entsprechende Pflegeanstriche erhalten werden kann. Eine pflegeleichte Alternative ist WPC: Der Holzverbundwerkstoff auf Basis von Holzfasern vergraut nicht und punktet mit hoher Dimensionsstabilität und einer exzellenten Witterungsbeständigkeit.

Ausreichender Trocknungsgrad

Wenn Holz zu feucht ist, kann es deutlich schwinden und sich beim Trocknungsprozess verformen. Deshalb ist es wichtig, dass das Holz nur noch ca. 15 % bis 20 % Holzfeuchte aufweist. Mit „technisch getrockneten“ Hölzern sind Sie immer auf der sicheren Seite.

Die richtige Größe und Sortierungsqualität

Zusammenhängend mit dem oben erwähnten Quellen und Schwinden („Arbeiten“) von Holz ist es auch wichtig, keine zu großen und/oder zu dünnen Bretter zu wählen. Es empfehlen sich maximal 20 cm Brettbreite und entsprechende Stärken im Verhältnis von maximal 1:7. Weiterhin ist es wichtig, hochwertiges Holz ohne allzu große „Holzfehler“ zu verarbeiten (zum Beispiel große Risse und Äste, Rindeneinwüchse, Fäule oder Insektenbefall).

Fachgerechte Konstruktion und die richtigen Materialien

Die optimale Hinterlüftung haben wir bereits erwähnt. Diese konstruktionstechnisch korrekt anzulegen, ist die unerlässliche Grundlage. Auch Lüftungsgitter als Schutz gegen Kleintiere sind ratsam. Ansonsten empfehlen wir Ihnen die Verschraubung der Holzfassade als besonders langlebige und solide Variante (im „Ratgeber Holzfassade – Profilarten & Befestigung“ gehen wir gesondert auf Alternativen ein). Bei der Verschraubung kann man bei Bedarf einfach und komfortabel Bretter und Profile austauschen! Weiterhin ist es sinnvoll, rostfreie V2A-Schrauben zu verwenden. Torx-Schrauben lassen sich besonders gut verarbeiten.

Tropfkanten und richtige Verschalungsrichtung

Fassadenelemente und insbesondere der Abschluss der Schalung müssen fachgerechte Tropfnasen aufweisen mit einer knapp 45° betragenden Abschrägung. Ein horizontales, stumpfes Ende führt dazu, dass Tropfen hängenbleiben! Bei der Verwendung von Profilbrettern muss die Nut nach oben zeigen, damit sich zwischen Nut und Feder keine Nässe ansammeln kann.

Bild: Dachüberstand als Schutz vor Niederschlagswasser.
 
Dachüberstand und Sockelbereich

Ein Dachüberstand ist ein gutes Mittel, um die Fassade zu schützen – sowohl vor Niederschlagswasser als auch vor Spritzwasser im Sockelbereich. Apropos Sockelbereich: Hier sollte ein ausreichender Abstand zwischen Boden und der Fassade sein als Schutz vor Spritzwasser (typischerweise mindestens 30 cm, besser 50 cm).

Auf den ersten Blick scheint dies ein eher unwichtiges Nebendetail darzustellen, aber tatsächlich kann hier eine empfindliche Schädigung der Fassade auftreten. Bei andauernden Regenfällen gelangt beständig Wasser an die Holzelemente, die Kapillarwirkung verteilt das Wasser und lässt es immer weiter „wandern“.

Ein Kiesbett kann die Spritzwasserbelastung verringern und dadurch eine gute Voraussetzung für eine niedriger angesetzte Fassade schaffen.



Bild: Bei direkt bewitterten Holzbauteilen muss der Abstand zum Erdreich bzw. Bodenbelag mindestens 300 mm betragen. Durch einen 200 mm breiten Kiesstreifen kann der Abstand auf 150 mm verringert werden.


Fenster / Fensterbänke, Gebäudeecken und Stirnholz

Auch die Ecken des Gebäudes können eine Problemzone sein, speziell bei der horizontal montierten Verkleidung. So liegen die Enden des Fassadenholzes, das sogenannte Hirnholz, an diesen Stellen offen. Gleichzeitig wirken hier durch den Wind besondere Kräfte. Sinnvoll in diesen Bereichen ein Schutz mit Abdeckbrettern und -leisten. Auch Fenster und Fensterbänke können neuralgische Problemstellen sein. Nämlich durch Wasser, das auf das außenliegende Fensterbrett trifft und durch Wind in sensible Anschlussstellen gedrückt wird.

Sicherlich konnten wir auch in diesem ausführlichen Ratgeber zum konstruktiven Holzschutz der Fassade nicht jedes Thema aufnehmen, aber wir habenwichtige, grundlegende Hinweise aufnehmen und dafür sensibilisieren, wie wichtig der Blick für das Detail ist. Wir sind überzeugt: Für jeden Bereich gibt es eine einfache und gute Lösung, sodass wir Ihnen viel Tatkraft für die Realisierung Ihres neuen Fassadenprojekts wünschen!

Weiterführende Links

Ratgeber „Holzfassade allgemein“ zum Einstieg und Überblick

Ratgeber „Holzfassade: Profile & Befestigung“

Ratgeber „Holzschutz und Pflege für die Holzfassade“


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