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Bauholz - von KVH bis BSH



Seit Jahrtausenden wird mit massivem Holz gebaut. Bereits in der Steinzeit wurden erstaunlich komplexe Holzhäuser angefertigt, das älteste Holzhaus in England beispielsweise ist über 10.000 Jahre alt. Die lange Tradition und Verbindung mit unserer Menschheitsgeschichte erklärt vielleicht auch, warum wir Holz als angenehm, behaglich und schön empfinden. Natürlich sprechen auch ökologische Aspekte klar für das Bauen mit Holz. Gleichzeitig bietet das Naturmaterial hervorragende Leistungswerte in Relation zu seinem Gewicht! Immer größere Häuser werden aus Holz statt Stein gefertigt. Bauholz findet sich auf nahezu jeder Baustelle, doch auch der ambitionierte Heimwerker nutzt Massivholz für die unterschiedlichsten Projekte. Im Folgenden möchten wir Ihnen wichtige Begrifflichkeiten aus der Welt der Bauhölzer näherbringen!
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Begrifflichkeiten von Latte und Bohle über Kantholz bis Balken

Als Laie ist es oft nicht leicht, bei den unterschiedlichsten Begrifflichkeiten innerhalb der Bauhölzer-Welt den Durchblick zu behalten. Bei Brett, Diele oder Latte hat man sicherlich noch eine Vorstellung, doch was ist Kreuzholz, Schnittholz oder Rauspund? Nun, viele Begrifflichkeiten beziehen sich auf die Abmessungen des Querschnitts: das Verhältnis von Dicke zur Breite, aber auch „absolute“ Mindest- und Höchstwerte bei bestimmten Abmessungen. Ansonsten kann dasselbe Holz verwendet sein: Bei Bauholz ist dies in aller Regel Fichten-Schnittholz. Im Folgenden haben wir uns an den Normen für Bauholz orientiert (DIN 4074). Etwas abweichende Werte finden sich in der DIN 68252, welche allgemein Schnittholz definiert.

  • Latte: Dieses universell einsetzbare Bauholz verfügt über eine maximale Breite von 80 mm mal 40 mm. Größere Querschnitte werden manchmal fälschlicherweise als Latte verkauft, obwohl man von Brett oder Bohle sprechen müsste.
  • Brett: Hier liegt die Dicke zwischen 8 mm und 40 mm und die Breite ist höher als 80 mm. Eine Diele bezeichnet ein Brett mit einer besonders ausgeprägten Dicke von 30-50 mm.
  • Bohle: Kompakter als das Brett, verfügt die Bohle über eine Dicke von mindestens 40 mm und eine Breite, welche nach Bauholz mindestens das Dreifache der Dicke beträgt (ansonsten ist die Dicke mindestens das Doppelte).
  • Kantholz: Dieses Bauholz hat eine Dicke von über 40 mm und eine Breite, welche zwischen der einfachen und der dreifachen Dicke liegt (dies hieße zum Beispiel Abmessungen von 60 x 60 mm bis 60 x 180 mm).

Schnittholz, Hobelware und der Mehrwert getrockneter Hölzer

Frisches Schnittholz

Das günstigste Bauholz ist Schnittholz, welches im Sägewerk aus frischem Rundholz geschnitten wird. Das „sägefrische“ Holz wird für eine gewisse Weile getrocknet, verfügt aber immer noch über einen Feuchtegrad von bis zu 20 %. Das Maß an Holzfeuchte spielt eine wichtige Rolle. Je feuchter das Holz ist, desto anfälliger ist es für Schädlingsbefall (Pilze und Insekten). Darüber hinaus „atmet“ Holz, sprich: Es reagiert auf die Außenbedingungen. Bei trockener Umgebung wird Feuchtigkeit abgegeben, und ab einem gewissen Maß an Feuchtigkeitsabgabe ziehen sich die Zellen zusammen. Das Resultat: Das Holz schwindet, eventuell verzieht es sich auch (insbesondere bei „drehwüchsigem“ Holz). Auch eine Riss- und Fugenbildung kann das Ergebnis sein. Aus diesem Grund sollten vielen Holzprodukten Zeit gegeben werden, sich an das Umgebungsklima anzupassen, bevor man sie verarbeitet. Im Innenbereich herrscht typischerweise eine höhere Trockenheit als draußen. Ergo ist im Innenbereich ein besser getrocknetes Holz gefragt als im Außenbereich. Gleichermaßen gilt: Je exakter und präziser die Verarbeitung sein muss, desto wichtiger ist auch das Thema Quellen und Schwinden bzw. die passende Holzfeuchte! Auf Konstruktionsseite ist es oftmals ratsam, ausreichend Bewegungsspielraum für das „Arbeiten“ des Holzes zu erlauben, zum Beispiel bei einer Holzfassade, die großen klimatischen Wechseln ausgesetzt ist. Aufgrund ihrer technischen Trocknung erfüllen die später beschriebenen Bauhölzer KVH und BSH besonders hohe Anforderungen an Maßhaltigkeit und Rissarmut.

Schnittholz ist meistens sägerau

Im Bereich Bauholz gibt es kaum eine Regel ohne Ausnahme, doch Schnittholz ist in aller Regel sägerau, sprich: ohne eine Oberflächenbearbeitung durch Hobeln oder „Egalisieren“ (vereinfacht gesprochen ein weniger akkurates Hobeln). Dies macht Schnittholz natürlich auch besonders günstig, da es weitgehend naturbelassen ist. Bei vielen Anwendungen – etwa bei Konstruktionen im nicht-sichtbaren Bereich – ist eine schöne gehobelte Oberfläche natürlich nicht wichtig.


Bild: Kreuzholz neigt kaum zu Rissbildung und hat ein gutes Standvermögen.
 

Kreuzholz: besonders ansprechende Optik und Standvermögen

Im Sägewerk werden aus dem Stamm verschiedene Abschnitte herausgeschnitten, das sogenannte Kreuzholz (oder „Viertelholz“) nahe der Stammmitte ist besonders hochwertig (wichtig ist hier der „kerngetrennte“ Einschnitt, also ohne die komplette innere Markröhre, sondern nur ein Viertel davon. Noch besser ist eine komplette Kernfreiheit).

Außenliegende Jahresringe mit einer höheren Holzfeuchte sind herausgeschnitten, sodass es weniger Spannungen gibt. Dies vermindert die Rissbildung. Auch sogenannte „Rahmen“ bieten eine geringe Rissbildung, aber ein gutes Stehvermögen (= Formstabilität).

Hobelware beziehungsweise getrocknetes Holz

Wenn dies auch nicht die exakte technische Definition darstellt, kann man unter Hobelware alle Massivholzprodukte mit gehobelter Oberfläche fassen. Diese haben hauptsächlich Brett- bzw. Dielenformate (siehe oben), doch auch Latten und Leisten können darunterfallen. In aller Regel verfügt Hobelware über einen höheren Trocknungsgrad als Schnittholz. Da Hobelware zumeist in sichtbaren Bereichen verarbeitet wird, gibt es sie auch in besonders ausgewählten Oberflächenqualitäten. Klassische Hobelware ist zum Beispiel Profilholz, welches durch Nut und Feder als Holzfassade, Wandbekleidung oder andere Zwecke genutzt werden kann.

Rauspund

Das sogenannte Rauspund ist ein typisches Beispiel für ein Bauholz, das in keine Kategorie passen mag. Es besitzt nur eine gehobelte Seite, die andere ist lediglich egalisiert (siehe oben). Dennoch zählt es zur Kategorie Hobelware. Rauspund verfügt über Nut und Feder und lässt sich vielseitig verarbeiten. Der vergleichsweise günstige Preis macht es sehr beliebt.

Veredelte Bauhölzer für das Performance-Plus

Wie bereits geschildert, wird die Qualität eines Bauholzes unter anderem durch den Trocknungsgrad bestimmt. Weiterhin kann eine Rolle spielen, welche Holzart verwendet wird, doch zumeist handelt es sich um nordisches Fichtenholz. Darüber hinaus gibt es bestimmte Sortierkriterien, welche nicht nur Einfluss auf die Optik haben, sondern auch auf die Belastbarkeit bzw. Festigkeit des Holzes. Vor allem Äste können die Festigkeit mindern.

Konstruktionsvollholz (KVH)

Bild: KVH ist ein veredeltes Bauschnittholzerzeugnis. Gut zu sehen ist hier die Keilverzinkung der Länge nach.
 

Bei Konstruktionsvollholz handelt es sich um ein sehr leistungsfähiges Bauholz, das aus Vollholz hergestellt wird. Bei der Herstellung werden die Festigkeit mindernde Abschnitte herausgekappt, und nur die hochwertigen Anteile behalten. Die spezielle Selektion des Holzes minimiert auch Rissbildung, Verdrehung oder Krümmung. Oftmals – aber nicht immer – werden größere Längen erzielt durch die Verbindung via Keilzinkung.

KVH ist technisch getrocknet auf 15 % Holzfeuchte mit einer Toleranz von 3 %. Dadurch benötigt es keinen chemischen Holzschutz. Erhältlich ist KVH für den sichtbaren Einsatz (Si) oder auch für den nicht-sichtbaren (NSi). Ersteres ist gehobelt, letzteres aber auch mindestens egalisiert. Schlussendlich ist auch KVH in NSi-Qualität sehr ansprechend! Als zuverlässiges, maßhaltiges Bauholz mit einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis ist es eine hervorragende Wahl, insbesondere für den Innenbereich oder Möbelbau, wo frisches Schnittholz mit seiner hohen Holzfeuchte problematisch sein kann.

Übrigens: Wenn Sie größere Querschnitte benötigen, können Sie auch auf Duo- und Triobalken setzen. Diese haben denselben Trocknungsgrad wie KVH, nur dass zwei oder drei Vollholzabschnitte bzw. -Lamellen mit Melaminharz verleimt sind.

Brettschichtholz (BSH) alias "Leimbinder"

Bild: BSH besteht aus mindestens drei miteinander verklebten Brettern. Hier zu sehen ist die Keilverzinkung der Brettlamellen der Länge nach.
 

Noch leistungsfähiger als KVH ist BSH, wobei es viele Parallelen gibt. Bei BSH wird ebenfalls technisch getrocknetes Vollholz verwendet, der Trocknungsgrad ist je nach Produkt sogar noch höher!

Bei BSH werden einzelne technisch getrocknete und gehobelte Holzlamellen verleimt (deshalb auch der gängige Begriff Leimbinder).

BSH ist extrem belastbar und empfiehlt sich insbesondere, wenn hohe Formbeständigkeit und Maßhaltigkeit gefordert sind. Gleichzeitig ist BSH mit seiner gehobelten Oberfläche optisch sehr attraktiv, zum Beispiel für sichtbare Dachstühle.

BSH erlaubt hohe Spannweiten ohne Stützen, was es zum Beispiel für einen selbstkonstruierten Carport eignet.

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